Digitalisierung als Chance

Die Digitalisierung als Chance und nicht als Gefahr sehen.

Die Digitalisierung spiegelt nicht das Machtverhältnis zwischen Menschen und Maschinen wider, sondern jenes zwischen Menschen. In der Arbeitswelt kann das Machtungleichgewicht zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen durch den Einsatz der Digitalisierung zu Lasten der ArbeitnehmerInnen wesentlich verschlimmert werden. Die Arbeitswelt ist bis heute hinsichtlich der anstehenden Digitalisierung noch nicht wirklich geregelt. Das birgt eine große Gefahr für die Beschäftigten. Die Digitalisierung muss sich am Wohle der ArbeitnehmerInnen sowie insgesamt am Prinzip der sozialen Nachhaltigkeit orientieren. In den Betrieben sollen Arbeitsprozesse erleichtert und die Teilhabe erhöht werden.

Wie würdest du das Grundeinkommen als Fundament der Digitalisierung definieren?

Ein Grundeinkommen als Fundament der Digitalisierung kann ich mir deshalb gut vorstellen, da vor allem Menschen, die in ihrer beruflichen Tätigkeit durch eine Maschine ersetzt werden, daraufhin nicht direkt in die Arbeitslosigkeit gleiten. Vor allem im industriellen Bereich wird dies ein großes Thema werden, weshalb ein Grundeinkommen, das man dann in einem weiteren Schritt mit einer Umschulung kombinieren könnte, eine nachhaltige Lösung ist, dem entgegenzuwirken.

Wie könnte ein Modell „Grundeinkommen“ aussehen?

Eine mögliche Idee wäre, eine finanzielle Basis finanziert vom Staat, die jede Person in Österreich bekommt, zu implementieren. Man hätte anschließend die Möglichkeit, zu dieser Basis „dazuverdienen“ zu können. Betriebe würden dadurch entlastet werden, Sozialleistungen und der von uns aufgebaute Sozialstaat würden erhalten bleiben. Ein weiterer Vorteil wäre, Lohndumping und schlechten Arbeitsbedingungen entgegenwirken zu können

“Ich glaube, im Zusammenhang mit Digitalisierung ist es ebenso wichtig generationen-übergreifend zu arbeiten, uns gegenseitig zu unterstützen sowie voneinander zu lernen.”

Thomas Giner
Kammerrat & Gewerkschafter

„Mit der Wertschöpfungs-abgabe würde keine zusätzliche Steuer anfallen, sondern eine Umschichtung von Abgaben erfolgen. Es geht auch nicht darum, dass UnternehmerInnen mehr in den Sozialstaat einzahlen sollen, sondern darum, dass der Gesamtbeitrag an unserem Zukunftsstaat nicht weiter sinkt.“

– Thomas Giner

Wie stellst du den Menschen in den Mittelpunkt der Digitalisierung?

Zu Beginn muss man festhalten, dass bei anstehenden Digitalisierungsmaßnahmen immer der Mensch im Mittelpunkt stehen muss. Wichtig ist zu garantieren, dass Berufe, in denen mit und an Menschen gearbeitet wird, auch weiterhin von Menschen ausgeführt werden. Wir benötigen hier als Gesellschaft ein komplettes Umdenken. Aus- und Weiterbildungen im Bereich Digitalisierung müssen kostenlos, während der Arbeitszeit bei vollem Entgelt und mit einem Rechtsanspruch garantiert werden. Ein großer Schwerpunkt muss auf ältere ArbeitnehmerInnen gelegt werden. Gerade in dieser Bevölkerungsgruppe gibt es noch sehr viele ArbeitnehmerInnen, die mit digitalisierten Werkzeugen noch keine Berührungspunkte hatten. Aus diesem Grund sind zukünftige Digitalisierungsmaßnahmen nur mit den Menschen zu machen. Es muss jeder mitgenommen werden – nur so kann Digitalisierung funktionieren.

Digitalisierung als Gefahr oder als Chance für unsere Gesellschaft und warum?

In der gesamten Digitalisierungsdebatte müssen wir uns immer die Frage stellen, wie weit die Digitalisierung gehen kann bzw. gehen darf. Technisch ist mittlerweile schon sehr viel möglich, deshalb kann man bei der anstehenden technologischen Veränderung in unserer Gesellschaft nicht alles schlecht reden. Eine große Chance sehe ich bei der Schwerarbeit. Gewisse körperliche Tätigkeiten können aufgrund der Digitalisierung und der Technisierung erleichtert werden. Dies führt schlussendlich dazu, dass SchwerarbeiterInnen gesünder in die Pension gehen können. Weiters können dadurch traditionelle Rollenbilder aufgebrochen und Möglichkeiten der Berufswahl erweitert werden

Das große Interview mit Evelyn Müller und Thomas Giner!

“Das Alte auf eine Weise tun - das ist Innovation!” (Joseph A. Schumpeter)

Österreich ist ein Land des Fleißes.

Digitalisierung erfasst nicht nur private Lebensbereiche, sondern auch viele Arbeitsplätze. Immer mehr Jobs, vor allem einfache und Routinetätigkeiten, werden automatisiert und verschwinden, aber auch viele neue Aufgaben und Jobs entstehen. Der FSG / dem ÖGB geht es hier vor allem darum,  ArbeitnehmerInnen frühzeitig einzubinden, sie zu qualifizieren und auf neue Jobs vorzubereiten. Das Innovative an der Digitalisierung dürfen nicht Geschäftsmodelle sein, die darauf beruhen, arbeits- und sozialrechtliche Standards durch Scheinselbstständigkeit zu umgehen.

Die Zukunft der Arbeit hat schon längst begonnen. Homeoffice, virtuelle Teams aber auch Videokonferenzen sind längst alltägliche Wirklichkeit für hunderttausende ArbeitnehmerInnen in Österreich. 

Die Veränderungen sind noch lange nicht abgeschlossen, die Digitalisierung wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Nicht immer zum Vorteil der Menschen. 

BEISPIEL DIGITALISIERUNG?!

Die FSG Tirol fordert daher:

  • Es muss sichergestellt werden, dass EU-Verordnungen und Richtlinien zur Digitalisierung nicht zu Verschlechterungen des nationalen Arbeitsrechts führen, d. h. die EU darf nur Mindeststandards vorgeben.

  • Zum Schutz der Beschäftigten dürfen hochriskante Anwendungen in der Arbeitswelt gar nicht erst zugelassen werden.

  • Verankerung eines „Bottom-Up-Ansatzes“ bei der Einführung in den Betrieb durch umfassende Einbindung der BetriebsrätInnen und der Beschäftigten.

  • Mitwirkungs-, Mitbestimmungs- und Vetorechte der BetriebsrätInnen bei der Verwendung und Kontrolle der Digitalisierung oder der Künstlichen Intelligenz am Arbeitsplatz.

  • Strengere Erfordernisse bei der Verwendung personenbezogener Beschäftigtendaten.

  • Begleitende Aus- und Weiterbildungen sowie Qualifizierungen für Beschäftigte und BetriebsrätInnen.

  • Höhere Ressourcen für die Arbeitsinspektionen als Aufsichtsbehörden zur Bewältigung der neu entstehenden Aufgaben.

  • Brückenkurse mit Fokus auf Verbesserung der fachspezifischen Sprachkenntnisse (Beispiel Gesundheits- und Pflegebereich, IT-Qualifikationen).

ExpertInnen in der FSG Tirol im Bereich der Digitalisierung!

  • Thomas Giner

    PRO-GE Sekretär

  • Bernhard Höfler

    FSG Landesvorsitzender

  • Evelyn Müller

    Regionalfrauenvorsitzende Osttirol

  • Marc Deiser

    ÖGB Rechtsschutzsekretär