Integration ist Zukunft

Das Gemeinsame vor das Trennende stellen.

Migration und Integration sind zentrale Themenbereiche der Zukunft. Die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor erheblichen Herausforderungen, aber auch vor einer großen Chance. Generell kann Österreich und seine Bevölkerung auf eine lange Tradition der Integration von Menschen blicken. Unser Land hat in den verschiedenen Krisen der letzten Jahrzehnte erfolgreich größere Gruppen aus unterschiedlichen Herkunftsländern integriert, die heute u.a. als ArbeitnehmerInnen Teil der Wirtschaft und der Gesellschaft sind. Mehr als 20 Prozent der Erwerbstätigen haben Migrationshintergrund, über 14 Prozent der Bevölkerung sind nicht österreichische StaatsbürgerInnen. Gleichzeitig führen die Veränderungen, die mit Migrationsbewegungen einhergehen, zu großen Verunsicherungen. Das Thema Asyl und Integration war in den letzten Jahren immer wieder ein zentrales Thema in Österreich. Die Integration der zu uns geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft wird uns in den nächsten Jahren auch noch weiter beschäftigen. Es gibt menschlich, politisch und auch ökonomisch keine Alternative, als jene Menschen, die nach Österreich geflüchtet sind und Anspruch auf Asyl oder subsidiären Schutz erhalten, zu integrieren.

Sollen Deutschkurse verpflichtend sein?

Mit der verpflichtenden Umsetzung von Dingen muss oft vorsichtig umgegangen werden, da es sich meist um sensible Thematiken handelt. Dennoch bin ich der Meinung, wenn gewisse Umstände eintreffen, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, dann kann ich mir durchaus vorstellen Deutschkurse verpflichtend umzusetzen.

Eine gemeinsame Sprache verbindet – wären für dich Sprachkurse am Arbeitsplatz denkbar?

Hier haben wir eine ähnliche Situation wie bei der verpflichtenden Umsetzung von Deutschkursen bei Arbeitslosigkeit. Ein guter Anfang wäre, diese zunächst freiwillig anzubieten und darauf zu schauen, wie das Angebot angenommen wird.

Wie sieht für dich Vielfalt im Betrieb aus?

Meiner Meinung nach erhöht die Vielfalt in Betrieben die Toleranz gegenüber allen Mitmenschen. Vor allem können Werte und Vorstellungen aus unterschiedlichen Kulturen mitgenommen werden. Durch den regelmäßigen Austausch entsteht meiner Erfahrung nach ein besonderer Teamgeist, bei dem die individuelle Herkunft zweitrangig ist.

“Eine Hand hat fünf Finger, diese Finger sind nicht gleich, aber wenn sie mit einer gemeinsamen Sprache kombiniert werden, kann viel erreicht werden.”

Murat Celik
Aktivist & Gewerkschafter

„Integration betrifft alle und nicht nur eine Gruppe. Es braucht klare, menschliche Zugänge mit Rechten und Pflichten. Integration bedeutet nicht, in der Kommunikation eine Gruppe gegenüber der Anderen schwächer darzustellen. Integration funktioniert nur auf Augenhöhe, Es braucht eine klare Benennung von Problemen, ohne Menschen aufzuhetzen. Spielregeln gelten für alle, unabhängig von Religion und Herkunft. In einer offenen, demokratischen Gesellschaft ist dieser Grundsatz essentiell.“

– Abulkadir Özdemir

Was bedeutet für dich gelungene Integration?

Jeder von uns will dazugehören und Teil einer Gruppe sein. Integration bedeutet für mich, in jeder Situation des Alltags die Akzeptanz der Gesellschaft zu erfahren – sei es in der Schule, im Berufsleben oder auch nur auf der Straße. Es ist das Bedürfnis sich der Gemeinschaft zugehörig zu fühlen, aus keinem Teilbereich ausgegrenzt zu werden und sich als wichtiger und nicht einfach nur geduldeter Teil dieser Gesellschaft zu erleben.

Wie kann Integration gelingen?

Integration ist ein gemeinsamer, wechselseitiger Prozess und braucht immer Bereitschaft von beiden Seiten. Grundvoraussetzungen sind Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der jeweils anderen Kultur, der geltenden Werte, Normen und Bräuche. Die soziale Eingliederung in die Gesellschaft durchläuft mehrere Phasen: das Erlernen der Sprache, die strukturelle Platzierung im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt, die soziale Integration und die emotionale Bindung an das neue Land. Zugewanderten muss die Teilnahme am wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden, die Zugewanderten wiederum dürfen sich diesen Angeboten nicht verschließen und sollten aktiv daran teilnehmen

Das große Interview mit Susanne Golubovic und Murat Celik!

“Keiner von uns ist einzig für sich auf der Welt. Er ist auch für alle anderen da.” (Gregor von Nazianz)

Arbeitsmarktintegration zum Win-Win-Projekt machen

10-PUNKTE-PROGRAMM DES ÖGB

1. Rasche Registrierung der Vertriebenen 
2. Rasche Vormerkung beim AMS 
3. Ausbau und Sicherung der Grundversorgung 
4. Kein vollständiger Verlust der Grundversorgung bei Arbeitsbeginn (z.B. Unterkunft) 
5. Rasche Erfassung und Berücksichtigung von Qualifikationen durch das AMS 
6. Schnelle und gebührenfreie Anerkennung in reglementierten Berufen (z.B. Pädagogische Berufe, Pflege) 
7. Ausreichend Deutschkurse 
8. Soziale Absicherung gegen Armut 
9. Ausreichend Kinderbetreuungsplätze 
10.Ausreichende personelle und budgetäre Ressourcen für das AMS

Die FSG Tirol fordert daher:

  • Eine möglichst frühzeitige Feststellung der mitgebrachten Qualifikationen und Kompetenzen: Das ist wichtig, um eine möglichst rasche, aber qualifikationsadäquate Integration in den Arbeitsmarkt zu gewährleisten, damit die Menschen ein eigenes Einkommen erzielen können und nicht von Sozialleistungen abhängig sind.

  • Ausreichende Deutschkurse und eine Verbindung von fachspezifischem und sprachlichem Lernen: Das Erlernen der deutschen Sprache ist für neu zugewanderte Menschen ein zentraler Schlüssel, um am Leben in Österreich teilhaben zu können. Um eine rasche Integration zu forcieren, sollte das Absolvieren von sprachlichen und fachspezifischen Qualifikationen auch parallel möglich sein.

  • Ausbau von Sprachkursangeboten am Arbeitsplatz.

  • Öffnung aller Ausbildungsangebote, insbesondere der Ausbildung bis 18 und der Ausbildungsgarantie.

  • Maßnahmen zur Berücksichtigung der besonders schwierigen Lage geflüchteter Frauen: Hier ist besonderes Augenmerk auf den Ausbau und die Erweiterung von spezifischen Integrations- und Sprachkursen nur für Frauen sowie die Gewährleistung von geschlechtsspezifisch ausgewogenen Kursen zu legen. Dazu gehört auch die Schaffung von eigenen Schutz- und Kommunikationsräumen für Frauen in der Gruppe.

  • Die Einrichtung eines Gesellschaftsfonds, der Maßnahmen in Gemeinden, die das Miteinander stärken, unterstützt.

  • Die Wiedereinführung und Sicherstellung der Finanzierung des Integrationsjahrs für Asylberechtigte.

ExpertInnen in der FSG Tirol im Bereich der Integration!

  • Murat Celik

    FSG Vielfalt Sprecher

  • Bernhard Höfler

    FSG Landesvorsitzender

  • Susanne Golubovic

    FSG Vielfalt

  • Marc Deiser

    FSG Kammerrat