Innovative Arbeitszeitmodelle

Die Arbeit lebenswert gestalten.

Viele Argumente für die Notwendigkeit einer Arbeitszeitverkürzung liegen seit Jahrzehnten auf dem Tisch. Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt hat diese Frage in dramatischer Weise an Dringlichkeit gewonnen. Wer Arbeitslosigkeit wirkungsvoll bekämpfen, künftige Herausforderungen aufgrund der Klimakrise und der digitalen Transformation bewältigen, die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen schützen und eine partnerschaftliche Aufgabenverteilung innerhalb der Familien fördern will, muss für kürzere Arbeitszeiten eintreten. Von kürzeren Arbeitszeiten profitieren ArbeitnehmerInnen, ArbeitgeberInnen und die Gesellschaft.

Was ist das Ziel von innovativen Arbeitszeitmodellen in unserer Gesellschaft?

Grundsätzlich sollte das Ziel von Arbeitszeitmodellen sein, dass sie auf individuelle Situationen Rücksicht nehmen können. Wie viel ich arbeite, ist eine Frage der Lebenszeitgestaltung, der Wettbewerbsgleichheit zwischen den einzelnen Unternehmen und Branchen und eben auch auf der Ebene des Einzelnen zu betrachten. Die allgemeine Frage, die sich im Zusammenhang mit Arbeitszeitmodellen stellt, ist die nach der Verteilung der Arbeitszeit. Arbeitszeit hängt auch mit Entgelt zusammen. Würde man die Benya-Formel anwenden und eine faire Verteilung des Wirtschaftswachstums anstreben, müsste das Lohnniveau ca. 30 % höher sein. Um die Balance in der Verteilung herstellen zu können, sind Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen die wesentlichen Möglichkeiten. Untersuchungen ergeben, dass beispielsweise Arbeitszeitverkürzungen mit einer Steigerung der Produktivität, der Reduktion von Krankenständen und schließlich mit einem allgemein besseren Wohlbefinden einher gehen. In jedem Fall ist es wichtig, die Balance zu halten.

“Es braucht ein klares Bild für die Zukunft, sodass alle am gesellschaftlichen Leben partizipieren können.”

Marc Deiser
Gewerkschafter

„Die staatliche Pension ist sicher! Unser Ziel muss es sein, nach einem erfüllten Arbeitsleben für eine Lebensabend in Würde zu sorgen – denn 45 Jahre sind genug!“

– Marc Deiser

Warum braucht es innovative Arbeitszeitmodelle in unserer Gesellschaft?

Damit unser Alltag gut einteilbar und somit vor allem familienfreundlich wird. Auch Erholungsphasen sind wichtig.

Was kann man tun, um die Arbeit an sich lebenswert zu gestalten?

Die Gesundheit sollte an erster Stelle stehen. Jede Firma sollte zur gesundheitlichen Förderung Möglichkeiten, wie beispielsweise ein Fitnessstudio, zur Verfügung stellen. Arbeitsplatzevaluierungen müssen regelmäßig erhoben werden, um ein gutes Klima zwischen den KollegInnen zu garantieren.

Was stellst du dir unter einem Grundeinkommen vor?

Mit einem Grundeinkommen sollte gesichert sein, dass Lebensmittel, Miete, Gesundheitsvor- und Nachsorge sowie Kinder- und Altenbetreuung bezahlt werden können.

Wie sieht für dich eine flexible Verteilung von Arbeitszeit aus?

Für mich zeichnet sich eine flexible Verteilung von Arbeitszeit dadurch aus, dass sie familienfreundlich, planbar und altersgerecht ist. Es braucht aber unbedingt auch ein Mitspracherecht für die ArbeitnehmerInnen.

Das große Interview mit Marc Deiser und Astrid Kraxner!

“Die menschliche Gemeinsamkeit, die Solidarität lässt sich verkennen, aber sie lässt sich nicht aufheben!” (Ferdinand Lassalle)

Österreich ist ein Land des Fleißes.

Auf diese Silbermedaille können wir gut verzichten. Vollzeitbeschäftigte Österreicher arbeiten in der EU am zweitlängsten. Nur die Griechen arbeiten länger als wir, das belegen die Arbeitszeitdaten der EU-Statistikbehörde Eurostat. Die Griechen verbringen durchschnittlich 43,9 Stunden pro Woche am Arbeitsplatz, wir 42,4 Stunden. ArbeitnehmerInnen in Österreich häufen so Jahr für Jahr einen gigantischen Berg an Überstunden an. 255 Millionen Mehr- und Überstunden waren es etwa 2018, wie aktuelle Zahlen zeigen. Jede fünfte Überstunde ist zudem unbezahlt, den Betroffenen entgehen so im Schnitt pro Kopf 10.000 Euro. 

Die FSG Tirol fordert daher:

  • Neue und moderne Lebensarbeitszeitmodelle.

  • Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich.

  • Ein Grundeinkommen, um die zukünftigen Herausforderungen unterstützend bewerkstelligen zu können.

  • Weiterentwicklung des Modells der Solidaritätsprämie und Schaffung einer Beschäftigungsprämie.

  • Neue Familienarbeitszeitmodelle mit der Zielsetzung einer höheren Väter-/PartnerInnenbeteiligung bei unbezahlter Arbeit.

  • Ausweitung der Altersteilzeit.

  • Ausbau der Kontrolle bei Arbeitszeitverletzungen und wirksame Sanktionssysteme.

  • Die sechste Urlaubswoche für alle ArbeitnehmerInnen. Ein flächendeckendes Angebot an sozialer Infrastruktur, die Vollzeitarbeit ermöglicht: Ausbau der Kinderbetreuung, Ganztagsschulen und Pflegeplätze für ältere Menschen.

  • Recht auf Wechsel der Arbeitszeit, Rechtsanspruch auf Rückkehr von einer Teilzeit- zur Vollzeitbeschäftigung

ExpertInnen in der FSG Tirol im Bereich der Arbeitszeit!

  • Christopher Hatzl

    FSG PRO-GE Sekretär

  • Bernhard Höfler

    FSG Landesvorsitzender

  • Astrid Kraxner

    FSG Landesfrauenvorsitzende

  • Marc Deiser

    ÖGB Rechtsschutzsekretär